Gefängnisse in Portugal
Über die letzten zwei Jahrhunderte gesehen befanden sich die Gefängnisse Portugals in einem permanenten Wandel. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden bestehende Gebäude in Gefängnisse umgewandelt. Mit der Gefängnisreform von 1867 wurden viele der grösseren Einrichtungen für den Vollzug neu gebaut, um den Ansprüchen der europäischen Gefängnisreformer gerecht zu werden. In mehreren Wellen wurden dann auch kleinere Gefängnisse gebaut, die sogenannten Cadeias Comarçãs, die dem Vollzug strafrechtlicher, administrativer, wie später, politischer Haft dienten. Seit der Nelkenrevolution von 1974 wurde eine Mehrzahl dieser Gefängnisse geschlossen.
Heute verfügt Portugal über 49 Einrichtungen des Freiheitsentzugs (estabelecimentos prisionais, EP). Im Gegensatz zu vielen Ländern werden Gefängnisse nicht nach ihrer Funktion unterschieden, zwischen Anstalten für die Untersuchungshaft und Einrichtungen für den Strafvollzugs, sondern nach ihrer Verwaltungskomplexität.
Obwohl die Zahl der Gefangenen lange diejenige der verfügbaren Plätze überstieg, sank die Belegungsrate Mitte 2020, dem Jahr des Beginns der COVID-Pandemie, unter 100 %. Ende 2023 lag sie bei 98 %. Im europäischen Vergleich weist Portugal mit 121 Insassen pro 100'000 Personen der Wohnbevölkerung nach wie vor eine hohe Gefangenenrate auf, was auf eine überdurchschnittlich hohe Anzahl an langen Haftstrafen zurückzuführen ist. Für Strafgefangene besteht keine Arbeitspflicht. Das Arbeitsangebot ist zudem sehr begrenzt, was den Alltag umso eintöniger macht. Das Betreuungspersonal (guard prisional) ist stark gewerkschaftlich organisiert.
Tabelle: Belegungs- und Gefangenenrate einiger ausgewählter Staaten
Staat | Belegungsrate¹ | Gefangenenrate² |
---|---|---|
Portugal (09.2023) | 98% | 121 |
Spanien (01.2023) | 74% | 113 |
Frankreich (07.2023) | 123% | 109 |
Schweiz (01.2023) | 90% | 73 |
Deutschland (01.2023) | 81% | 71 |
UK: Schotland (01.2023) | 97% | 144 |
Slovakei (08.2023) | 87% | 185 |
Serbien (01.2023) | 90% | 162 |
1) Belegungsrate: Verhältnis der Anzahl der Gefangenen zur Anzahl der Plätze, basierend auf den offiziellen Kapazitätsangaben.
2) Gefangenenrate: Verhältnis der Anzahl der Gefangenen zu 100'000 Personen der Wohnbevölkerung.
Quelle: Prison Population List, Institute for Criminal Policy Research (ICPR). www.prisonstudies.org
Zwei Kategorien von Gefängnissen
Eine Einrichtung der Gruppe Gefängnisse mit hoher Komplexität besteht aus mehreren Abteilungen mit Einzel- und Mehrbettzellen, jeweils einem Aufenthaltsraum mit Cafeteria und einem Aufseherbüro. Die Gefangenen essen unter Aufsicht in Speisesälen im Kantinen-System. Die täglichen 2-stündigen Hofgänge werden auf gesichertem Terrain durchgeführt.
Die Anlagen enthalten jeweils drei bis vier Unterrichtsräume, davon einer mit PC’s, eine Bibliothek und einem einfach eingerichteten Fitnessraum, einen Gefangenenladen sowie einen Andachtsraum, der auch für andere Zwecke verwendet wird.
Die seltenen Arbeitsplätze werden in Anbauten zu den Zellengebäuden untergebracht oder, in älteren Gefängnissen, in separaten Gebäuden.
Die medizinische Infrastruktur besteht aus einer separaten Abteilung, mit Warteraum, mehreren Sprech- und Untersuchungszimmern, Apotheke und ein Bettensaal sowie ein Isolationsabteil. Für Disziplinarstrafen ist eine Einehit mit speziellen Zellen und eigenen Spazierhöfen eingerichtet.
In einigen der Gefängnisse besteht eine weitere, kleinere, vollständig getrennte und weniger gesicherte Abteilung mit einem «offeneren Regime» (Regime Aberto no Interior, RAI), v. a. für Gefangene vor ihrer Entlassung.
Die Besuche (zwei Mal pro Woche eine Stunde) finden in einem oder mehreren grossen Räumen unter Überwachung statt. Intimbesuche – im internationalen Vergleich sehr vorbildlich gehandhabt – finden in Zimmern mit Doppelbetten, Küchenecke, WC und Dusche statt.
Die Sicherung gegen Aussen erfolgt hauptsächlich mit bewaffnetem Personal in Wachtürmen, die jedoch wegen Personalmangel nur noch zeitweise oder überhaupt nicht mehr besetzt sind. Das Aufsichtspersonal arbeitet in Schichten von 24 Stunden über mehrere Tage mit 2 Tagen Unterbruch. Es verfügt über eigene Aufenthalts-, Speise- und Schlafräume.
Eine Einrichtung der Gefängnisse mit mittlerer Komplexität besteht in der Regel aus einem oder zwei Zellengebäuden mit einer relativ geringen Anzahl von Insassen. Es handelt sich um Einrichtungen, die auf renovierten Gebäuden der früheren Cadeias Comarçãs basieren, die Ende des 19. Jahrhunderts, dann in weiteren Wellen nach den 1930er Jahren erbaut wurden. In diesen Einrichtungen findet man einen Innenhof für Spaziergänge, Räume für Familienbesuche und gelegentlich Ausbildungsräume.
Estabelecimento Prisional da Guarda
200 km südöstlich von Porto | 264 Plätze | Inbetriebnahme als Gefängnis 1971
Zuerst als Gefängnisspital genutzt, wird das Gebäude 1971 vollumfänglich zu einer Einrichtung des Freiheitsentzugs. Neben den Einrichtungen, die ausschliesslich für Frauen eingesetzt werden, ist die EP Guarda eine von fünf Einrichtungen in Portugal mit einer «Secção Feminina». Bestehend aus zwei U-förmig aneinander gebauten, ungleich langen Gebäuden, wird sie von einer fünfeckigen Mauer umgeben. Die Flügel sind zwei und drei Stockwerke hoch.
„An einem sehr kalten Tag wurde das fotografische Dokumentieren dieses Gefängnisses emotional verstärkt durch die Art der Räumlichkeiten, die stereotypen, und doch einzigartigen und persönlichen Alltagsroutinen der Insassen.“
Estabelecimento Prisional de Leiria (Jugendliche)
In der Mitte zwischen Porto und Lissabon gelegen | 347 Plätze | Inbetriebnahme 1956
In einem weiten Feld von 90ha gelegen ist dies die einzige Einrichtung für Minderjährige und junge Erwachsene in Portugal. Die Insassen kommen meist aus den Vororten der grösseren urbanen Zentren. Die Gebäude stammen teilweise aus einem früheren Landwirtschaftsbetrieb; in den 1940er Jahren wurden sieben Gefängnispavillons gebaut.
„Hier habe ich meine ersten Fotoaufnahmen in einem Gefängnis gemacht. Ich war recht nervös. Die Tatsache, dass die Insassen zudem noch junge Männer waren, verstärkte dies den emotionalen Charakter dieses ersten Besuches zusätzlich. Ich entschied mich, die Interaktionen zwischen den Jugendlichen festzuhalten und die Kommunikation in der Schulzeit und in den anderen Aktivitäten zu beobachten.“
Estabelecimento Prisional de Viseu
130 km südöstlich von Porto | 92 Plätze | Inbetriebnahme 1975
Das Gefängnis hat einen U-förmigen Grundriss. Im Gegensatz zu den anderen Institutionen hat es keinen Umschwung, wenn man vom Fussballfeld absieht. Die beiden Flügel sind an deren Ende mit einer Mauer verbunden, in die das Eingangstor eingebaut ist. Der Zwischenraum zwischen den Flügeln wird für administrative Zwecke genutzt.
„Die Kleinheit dieser Einrichtung und die dicht belegten Zellen wurden zum Hauptthema meiner Dokumentation. Es war in dieser Einrichtung, dass ich mich den Insassen und deren Raum am nächsten fühlte.“
Estabelecimento Prisional de Lisboa
Lissabon (Zentrum) | 887 Plätze | Inbetriebnahme 1880
Der Gefängniskomplex liegt am Rande der Innenstadt auf einem der sieben Hügel Lissabons. Das beeindruckende, unter Denkmalschutz stehende Hauptgebäude wurde nach dem Vorbild des 1860 erstellten Gefängnisses von Leuven in Brüssel gebaut. Es besteht aus sechs Flügeln in der typischen Radialarchitektur der damaligen Zeit, mit nahezu 600 Zellen auf drei Stockwerken und einigen weiteren in den Kellergeschossen. Ein Flügel ist inzwischen renoviert; in den anderen wurden jeweils je zwei Einzelzellen zu einer Gemeinschaftszelle für vier Personen zusammengelegt, um die Kapazität zu erhöhen.
Eine weitere Einheit mit 38 Plätzen dient der therapeutischen Behandlung in einem strengeren Regime. Diese Einheit G liegt in einem separaten Gebäude, das vermutlich auf die Bauzeit des Gefängnisses zurückgeht. Die medizinische Abteilung befindet sich heute in einem Neubau. Zwischen zwei Flügeln, in einem Containerprovisorium eingerichtet, befindet sich die Einheit H für den Vollzug im sog. leichteren Regime (RAI); sie verfügt über 104 Plätze für die Gefangenen, die entlassen werden sollen.
„Für die Insassen ist dieses Gefängnis hart. Für mich als Fotograf waren diese historischen Gebäude einzigartig. Die zwei Tage, die ich in dieser Einrichtung, der grössten Portugals, verbrachte, waren viel zu kurz im Vergleich zu dem, was ich fotografieren wollte.“
Estabelecimento Prisional da Carregueira
17 km im Nordwesten von Lissabon | 732 Plätze | Inbetriebnahme 2003/2004
Die Einrichtung liegt in einer grünen Landschaft an der N117, auf einem ehemaligen militärischen Gelände. Die beiden Zellenblöcke liegen in einem grosszügigen Areal mit weiten Landreserven. Die Zellenblöcke enthalten total 72 Einzelzellen und 122 Gemeinschaftszellen mit vier, seit 2011 fünf Betten. Die Innenarchitektur dieser Gebäude ist unübersichtlich und benötigt für die Aufsicht der Gefangenen viel Personal. Besser organisiert ist der Besucherbereich.
Die Einheit mit dem leichteren Regime (RAI) hat 38 Plätze mit einer vergleichsweise sehr komfortableren, nahezu familiären Atmosphäre.
„Carregueira ist ein modernes Gefängnis in vielen Belangen und man wünscht sich mehr davon. Es war mein zweiter Besuch in einer portugiesischen Anstalt und ich war überrascht, wie wenig Gefangene arbeiten und wie viele den ganzen Tag gelangweilt in der Zelle hängen.“
Estabelecimento Prisional de Santa Cruz do Bispo (feminino)
In nächster Nähe des Flughafens von Porto | 352 Plätze nur für Frauen | Inbetriebnahme 2004
In der Anflugschneise des Flughafens von Porto liegt das moderne Estabelecimento Prisional, in unmittelbarer Nähe des Männergefängnisses mit gleichem Namen sowie weiteren Spezialeinrichtungen der DGRSP.
In den vier parallel gelegenen Zellenflügeln befinden sich die Abteilungen Mutter und Kind, Untersuchungshaft und Strafvollzug. Jeder Flügel hat seinen eigenen Spazierhof und Speisesaal. Die Einzelzellen sind schmal, speziell wenn noch ein Kinderbett vorhanden ist. In den nicht wenigen Gemeinschaftszellen befinden sich 6 Betten. Vorbildlich ist die Infrastruktur für die Betreuung der Kinder der Gefangenen bis zum Alter von 5 Jahren; ebenfalls die grosse, gut eingerichtete und gut frequentierte Turnhalle. Der Sicherheitsgrad ist vergleichbar mit anderen Einrichtungen der Kategorie "hohe Komplexität".
„Eine überzeugende, moderne Architektur mit klaren Strukturen, grosszügigen Innen- aber nur minimalen Aussenräumen.“
Estabelecimento Prisional de Izeda
Izeda (Region Trás os Montes) | 301 Plätze | Inbetriebnahme als Vollzugseinrichtung 1995
Izeda liegt in einer kargen Region auf 600 m ü. M. nahe der Grenze zu Spanien. Die Region (auf Deutsch «hinter den Bergen») ist bekannt für die extrem heissen Sommer und die bitterkalten Winter. Die weltweit tätige Organisation der Salesianer Don Boscos baute 1960 am Rande der Ortschaft ein imposantes Internat mit Berufsschule, das sie bis 1977 betrieben. 1996 wurde das Gebäude und Gelände zu einer Strafvollzugseinrichtung umgerüstet. Die grossen Schulzimmer dienen nun als Zellen mit bis zu 16 Betten, ein riesiger Saal mit Bühne ermöglicht Theater- und Musikproduktionen und die prächtige Kirche gibt Nahrung für die Seele. In einer alten Scheune ausserhalb des Sicherheitsbereichs untergebrachte Häftlinge verrichten landwirtschaftliche Arbeiten. Dank einer früheren Erbschaft verfügt die Anstalt über Olivenhaine und eine Olivenpresse im Dorf.
„Ein prächtiges Gebäude mit eindrücklicher Architektur, umgewandelt in eine eigenartige Strafvollzugseinrichtung. An einem kalten Tag wurden wir hier sehr warmherzig empfangen.“
Estabelecimento Prisional de Pinheiro da Cruz
30 km im Süden von Setúbal | 645 Plätze | Inbetriebnahme 1951
Dieses Gefängnis wurde 1951 unter der Bezeichnung „Strafkolonie Pinheiro da Cruz“ für „sogenannt unverbesserliche Straftäter“ erstellt. In der ländlichen Umgebung ist es überwiegend landwirtschaftlich geprägt. Im geschlossenen Bereich verfügt es über vier Pavillons mit Einzelzellen und zwei Schlafsälen. Es ist ausgestattet mit Kantine, Arztpraxis, Krankenstation, Klassenzimmern, Berufsausbildungsräumen, Werkstattbereichen, Sporträumen und einem Besuchsraum. Im offenen Regime (RAI) gibt es als Unterkunftsräume vier Pavillons, das „Bairro do Monte“ und mehrere über die Einrichtung verstreute Gebäude. U.a. werden so Häftlinge, die in der Landwirtschaft und Viehzucht arbeiten, untergebracht.
„Diese frühere Strafkolonie genannte Einrichtung ist denen, die ich aus der Schweiz kenne, recht ähnlich. Während die portugiesische Einrichtung jedoch für die schwersten Straftäter gebaut wurde, sehr abgelegen und in Form einer geschlossenen Struktur, sind die schweizerischen landwirtschaftlichen Gefängnisse offen; die Insassen sind grösstenteils in der Landwirtschaft tätig und unterliegen keiner strengen Überwachung.“
Estabelecimento Prisional de Ponta Delgada
Auf den Azoren gelegen | 141 Plätze | Gebäude aus dem 19. Jahrhundert
Die Anlage, die früher am Rande der Stadt und heute mitten in Ponta Delgada liegt, stammt aus dem 19. Jahrhundert. Es wird immer noch genutzt, obwohl das Gebäude längst veraltet ist und das Gelände für touristische Zwecke genutzt werden sollte. Das heutige Gebäude wurde 1975 renoviert. Die beiden Zellenblöcke mit Einzelzellen und Gemeinschaftsräumen sind durch ein klassisches Empfangsgebäude verbunden, in dem sich die Verwaltung befindet. Im Obergeschoss eines Flügels befindet sich eine kleine Einheit für Frauen. Der Aussenbereich der Anlage umfasst einen Spazierhof, einen Fitnessstand, eine Werkstatt und einen 15 x 30 m grossen Sportplatz, der durch eine Mauer mit zwei Wachtürmen gesichert ist.
„Es war eine ziemliche Reise auf die Azoren. Die Einrichtung muss dringend renoviert werden, um den aktuellen Haftstandards zu entsprechen oder, noch besser, sie sollte einfach ersetzt werden!“
Estabelecimento Prisional de Beja
200 km südöstlich von Lissabon | 162 Plätze | Inbetriebnahme 1972
Die Stadt Beja liegt im Zentrum der südlichen Region Portugals. Das EP de Beja dient vor allem der Untersuchungshaft. Das Gebäude wurde in den 1950er Jahren erbaut und diente zunächst als örtliches Gefängnis, eine sogenannte Cadeia Comarcã. Es wurde 1972 modernisiert und zur Nutzung als Untersuchungsgefängnis umgebaut. An das ursprüngliche Hauptgebäude, das immer noch genutzt wird, lehnen sich zwei dreistöckige Flügel an, die 2002 eröffnet wurden, mit einem Innenhof und Sportplatz. Während der ursprüngliche Komplex extrem verwinkelt ist, haben die Erweiterungsbauten die klassische, gerade Form von Zellenflügeln.
„An einem der heissesten Tage des Jahres 2023 war der Besuch dieses Gefängisses ein weiteres emotionales Erlebnis, vor allem wegen eines Gesprächs, das ich mit einer inhaftierten Person über einen Autor führte, den wir beide mochten, aber auch wegen des interessanten Austauschs mit Inhaftierten auf dem Hof.“
Estabelecimento Prisional de Évora
130 km südöstlich von Lissabon | 35 Plätze | Inbetriebnahme 2008
Nach offiziellen Angaben ist das im Südosten von Lissabon gelegene EP de Évora seit ihrer Eröffnung hauptsächlich für die Inhaftierung von Insassen bestimmt, die Funktionen in der Armee, in Sicherheitskräften oder -diensten ausüben oder ausgeübt haben, sowie für andere Kategorien von schutzbedürftigen Insassen. Auf einem grossen, durch eine Mauer geschützten Platz steht das kreuzförmige Gebäude aus der Mitte des 20. Jahrhunderts. Zwischen den beiden Zellentrakten wurden ein Sportplatz und ein Spazierhof angelegt, die beide durch eine weitere Mauer gesichert sind. Die beiden längeren, zweigeschossigen Zellentrakte bieten zusammen Platz für 35 Personen.
„Dies war das erste Gefängnis, in dem ich in der neuen Phase des Projekts im Jahr 2023 fotografiert habe; die emotionale Spannung war hoch. Da es sich um ein Gefängnis für Häftlinge handelt, die zuvor der Polizei, der Armee oder anderen Einheiten angehörten, die normalerweise auf der anderen Seite des Gesetzes stehen, war dies eine paradoxe Situation. Aber sie waren sehr neugierig auf unser Interesse an Gefängnissen.“
Estabelecimento Prisional do Porto
10 km nördlich von Porto | 686 Plätze | Inbetriebnahme 1974
Vier Zellenflügel A–D für Untersuchungshaft und Strafvollzug mit Mehrbett- und Einzelzellen, die jedoch für eine Doppelbelegung eingerichtet sind. Die Anstalt betreibt als eine der wenigen in Portugal eine Spezialabteilung (UE) für therapeutische Behandlungen. Zudem eine 1997 eröffnete Klinik, die ambulante und stationäre Behandlungen ermöglicht. Zu den weiteren Gebäuden gehören eine Kapelle, eine Schule, eine Sicherheits-/Arrestabteilung, zwei grosse Speisesäle und ein Besucherbereich. In einem langen Gebäude befinden sich diverse Werkstätten für die Beschäftigung der Gefangnen.
„Ein grosses, dicht bebautes Gefängnis. An meinem ersten Fototag war ich ziemlich überwältigt von der Vielzahl an Gebäuden und Räumen. Zu viele Motiven, die ich gerne fotografiert hätte! Auch am zweiten Tag war ich nicht in der Lage, alle Orte zu besuchen.“
Estabelecimento Prisional de Odemira
80 km nördlich von Portimão | 56 Plätze | Inbetriebnahme 1995
Das in der Algarve gelegene EP de Odemira wird seit 1995 ausschliesslich für Frauen genutzt. Da sich die zentrale Einrichtung für Frauen in Porto befindet, das EP Santa Cruz do Bispo – feminino, handelt es sich hierbei um eine zusätzliche Anstalt für Untersuchungshäftlinge und verurteilte weibliche Gefangene aus dem Süden Portugals. Die Anlage liegt am südlichen Rand der Kleinstadt Odemira und besteht aus einem Hauptgebäude auf zwei Etagen, mit Nebengebäuden für die Küche, einem Besucherraum, einer Werkstatt und einem Schulungsraum.
„Dies war das erste Gefängnis für Frauen, in dem ich Fotos gemacht habe. Ich befand mich zufällig in der Nähe des Telefons des Gefängnisses, als einige Frauen telefonierten, und hörte weniger Gesprächsfetzen als die Musik der Gespräche, welche die Bedeutung dieses Fadens mit der Aussenwelt bewies.“
Estabelecimento Prisional de Silves
20 km nördlich von Portimão | 58 Plätze für Männer | Inbetriebnahme 1960er Jahre; wiedereröffnet nach Renovation im August 1996
Wie viele kleinere Gefängniseinrichtungen in Portugal ist das EP de Silves aus einer sogenannten Cadeia Comarcã, einer Straf- und Verwaltungseinrichtung aus dem 19. Jahrhundert, hervorgegangen. Es wurde in den frühen 1960er-Jahren erbaut und nach notwendigen Renovierungs- und Erweiterungsarbeiten am 05.08.1996 wiedereröffnet. Das EP de Silves besteht aus einem quadratischen Gebäude, das durch einen Außenzaun gesichert ist. Es hat drei Flügel, A, B und C. Flügel A hat zwei Etagen. Die restlichen Räume – Küche, Mensa und Besucherraum – liegen im Erdgeschoss, die Unterrichtsräume im ersten Obergeschoss. Das EP de Silves dient vor allem der Durchführung der Untersuchungshaft.
„Als ich anfing zu fotografieren, waren einige Insassen damit beschäftigt, Kaffeemaschinen für eine Firma zu reparieren – eine Zusammenarbeit, die die Männer, die ich traf, sehr schätzten. Arbeitsmöglichkeiten sind in portugiesischen Gefängnissen noch zu selten.“